Oberpleis. Nein, es ist nicht eine dieser "Mein neues Leben XXL"-Geschichten, die schon mal fehlschlagen, weil Auswanderer allzu blauäugig losgezogen sind, um in der Ferne ihr Glück zu finden. Die
Pläne von Familie Lütz haben Hand und Fuß: "Wir wissen, was wir wollen", sagt "Fritten-Willi" alias Willi Lütz. "Die Existenz steht."
Wenn alles gut läuft, machen er, seine Frau Monika sowie Sohn Manfred und Schwiegertochter Michaela sich demnächst aus dem (Pleeser) Staub - und ab in Richtung Swakopmund in der Namib-Wüste.
Das Quartett zieht es unwiderruflich nach Namibia - und Oberpleis verliert quasi eine lebende Legende, den "Fritten-Willi". Der Imbiss hat in 35 Jahren fast so etwas wie Kult-Status erlangt und
läuft bis heute wie geschmiert. Es begann mit einem Imbisswagen, "den ich mit Schwartenbrettern verkleidet hatte".
1977 konnte der Metzgermeister das zunächst gepachtete Areal an der Siegburger Straße kaufen. Bis heute gehen dort morgens um 7 Uhr die Lichter an und Manfred Lütz - wie sein Vater Metzgermeister
- seine Mutter Monika und meistens auch Seniorchef Willi Lütz bereiten im Teamwork Würste, Schaschlik, Schnitzel, Frikadellen, Haxen und vieles mehr für den Mittagstisch vor, schälen Kartoffeln und
putzen Gemüse für Kesselsknall oder "Schweinshaxe mit Kappes und Püree".
Doch nun ist es genug. Mit bald 60 Jahren soll Schluss sein mit der Schufterei, sagen Willi und Monika Lütz, die es sich in Namibia künftig gut gehen lassen wollen: "Den Rest vom Leben Urlaub
machen", hat sich das seit 42 verheiratete Paar, das stets zusammen gearbeitet hat, vorgenommen.
Ihr Haus in Hasselbach im Kreis Altenkirchen werden sie verkaufen. "Braai-Vleisch" kommt bei ihnen demnächst statt Bratwurst auf den Grill. So heißt Grillfleisch auf Africaans.
Man kann es das ganze Jahr über im Freien genießen und dabei einem "Mondaufgang zuschauen, der so rot ist wie hier der Sonnenuntergang", schwärmt Willi Lütz. Er und seine Frau freuen sich auf die
Naturschönheiten des Landes.
Dabei kennen beide diese bisher nur vom Hören-Sagen. Tatsächlich vor Ort umgesehen hat sich bislang zwei Mal allein ihr Sohn, der im vergangenen Frühjahr überaus begeistert von einer
Namibia-Rundreise zurückkehrte. "Manfred hat seine Mutter angesteckt und als letzter war ich dran", lacht Willi Lütz.